Rezension von »Teufelskerle«

Vorwort

Für den zweiten Teil der epischen Vorgeschichte um Jim Raynors und Tychus Findlays gemeinsame Vergangenheit wurde anstelle von William C. Dietz erneut die von Blizzard Entertainment bislang am meisten engagierte Autorin Christie Golden verpflichtet, die inzwischen eine beachtliche Menge an Romanen für das WarCraft- und StarCraft-Universum geschrieben hat. »StarCraft II: Teufelskerle« präsentiert sich in preislicher Hinsicht und im optischen Design wie sein Vorgänger »Heaven’s Devils«, was zusätzlich unterstreicht, dass die beiden Werke zusammengehören.

Für 16,95 € ist auch dieses Buch im pechschwarzen Einband mit silberfarbenen Schriftzug innerhalb eines wunderschön gedruckten Hochglanz-Umschlags zu haben. Zudem sind wie bereits in »Heaven’s Devils« auf den ersten Seiten vier Handlungs-bezogene Artworks enthalten und auf den letzten Seiten die bekannte Zeittafel, die alle Geschehnisse aus Büchern, Mangas und spielbaren Kampagnen stichpunktartig auflistet. Ins Deutsche übersetzt wurde das Buch wie seit vielen Jahren gewohnt von Timothy Stahl, was allerdings bedauerlicherweise mitunter auch ein Grund zum Fürchten sein kann.

Inhalt

Nach dem schrecklichen Verrat durch die eigenen korrupten Vorgesetzten des konföderierten Militärs, erlebten die Mitglieder des 321. Kolonialen Ranger-Bataillon, genannt „Heaven’s Devils“, das blutige und verlustreiche Ende ihrer Einheit. Die wenigen Überlebenden, die danach Fahnenflucht begangen hatten, sind inzwischen getrennte Wege gegangen. Während der Scharfschütze Rykk Kydd sich irgendwo im Koprulu-Sektor als Auftragskiller verdingt, den kein Warum, sondern nur Bares interessiert, verdienen sich Jim Raynor und Tychus Findlay auf dem Ödlandplaneten New Sydney ihren Lebensunterhalt durch Überfälle auf konföderierte Züge.

Die dabei erbeuteten Credits verpulvern sie nachts stets in einschlägigen Bars wie dem Wicked Wayne’s für reichlich Alkohol und jede Menge leichte Mädchen. Ihr ärgster Widersacher manifestiert sich in dem grummeligen Marshall Wilkes Butler, einer Art Sheriff auf New Sydney, der die Ergreifung der beiden nicht nur des Kopfgeldes wegen zu seiner ganz persönlichen Angelegenheit macht.

Neben dem Arm des Gesetzes heftet sich jedoch noch ein weiterer Jäger an die Fährte von Raynor und Findlay. Der berüchtigte Kopfgeldjäger Ezekiel Daun, der halb Mensch, halb Cyborg ist und von einem geheimnisvollen Auftraggeber auf der konföderierten Hauptwelt Tarsonis angeheuert wurde, hat bereits fast alle verbliebenen Mitglieder der Heaven’s Devils auf barbarische Weise zur Strecke gebracht.

Als Raynor und Findlay herausfinden, dass die Luft auf New Sydney für sie immer dünner wird und der gefürchtete Daun nun Jagd auf sie beide macht, verlassen sie die Ödlandwelt New Sydney und tauchen in Deadman’s Rock unter, einem planetaren Felsen, der vor Kriminellen nur so wimmelt. Fortan in den Diensten des dortigen Verbrecherlords Scutter O’Banon, erhoffen sich Raynor und Findlay Schutz gegen den Todesengel Daun. Völlig unerwartet jedoch wird Raynor von Ereignissen auf seiner einstigen Heimatwelt Shiloh eingeholt.

Denn dort sind die Umstände für die hart arbeitenden – und trotzdem mittellosen – Farmer seit seiner Abreise vor einigen Jahren noch schwerer geworden. Bevor Raynor allerdings die sich ihm durch einen alten Freund der Familie bietende Chance wahrnehmen kann, sein kriminelles Leben hinter sich zu lassen, muss er einen Weg finden seine verfahrene Vergangenheit zu bewältigen, sich neuen und alten Gegnern stellen sowie die oft zitierte Weisheit seines Vaters für sich selbst beantworten: Ein Mann ist das, was er sein will.

Der teuflische Ezekiel Daun (links) hat den hilflosen Rykk Kydd ausfindig gemacht…
Raynor durchstreifte nach seiner Militärzeit viele Nachtbars, wie das Wicked Wayne’s
Zusammen mit Tychus Findlay hat Raynor so manches krummes Ding gedreht.
Der heimliche Star aus Wings of Liberty, die Jukebox, befindet sich offenbar schon lange in Raynors Besitz.

Wer erwartet in der Fortsetzung »Teufelskerle« zu erfahren, was der Vorgänger »Heaven’s Devils« vorenthalten hat, wird zumindest überwiegend nicht enttäuscht. Die spannungsgeladene Erzählung passt auf hervorragende Weise zu dem Buch mit dem ausschließlichen Thema terranischer Vorgeschichte. Ein kontroverser Punkt, der Christie Golden beispielsweise in der Dunklen Templer-Trilogie bekanntermaßen nicht so ganz geglückt ist.

Doch in »Teufelskerle« geht ihr typischer Stil voll auf: Der Leser befindet sich von der ersten Minute an im absoluten Mittelpunkt der ungesagt tiefen Kameradschaft von Jim Raynor und Tychus Findlay, wobei besonders die extrem guten und stellenweise sehr amüsanten Dialoge zwischen den beiden für das vertraute Gefühl sorgen, das man bereits aus Wings of Liberty, der Terranerkampagne von StarCraft II, kennt. Scharf gewürzt wird »Teufelskerle« zusätzlich mit einen wohl dosierten Anteil an düsteren Stellen, denn das Buch verfügt stellenweise über ziemlich deftige Abschnitte.

So schockt zum Beispiel zu Beginn des Buches eine bestialische Ermordung genauso wie die später beschriebenen Taten des grausam perversen Kopfgeldjägers Ezekiel Daun. Im völligen Gegensatz dazu stehen zum Beispiel solcherlei Dinge, die speziell für StarCraft II eine tiefe Bedeutung besitzen. Respektive die Herkunft eines heimlichen Stars in Wings of Liberty: Die kultige Jukebox, in die sich Raynor sofort verliebt und unter größten Anstrengungen aus einem konföderierten Zug auf New Sydney mitgehen lässt.

Doch außer dem einleitenden Schriftzug StarCraft II vor dem eigentlichen Buchnamen wird in keiner Weise deutlich gemacht, dass die beiden Bücher »Heaven’s Devils« und »Teufelskerle« unmissverständlich zusammen gehören. Es ist wirklich erforderlich, vorher »Heaven’s Devils« zu lesen, da es ansonsten zu erheblichen Einschnitten in der nachvollziehbaren Konsistenz kommen kann. Zugegeben, das Buch bemüht sich prägnante Rückblenden einzustreuen, die jedoch größtenteils völlig wahllos in verschiedenen Kapiteln auftauchen und auch nur lapidar mit grob umrissenen Einzeilern abgespeist werden.

Somit könnten Neulinge schwerlich einen echten Bezug zu vorangegangenen Ereignissen herstellen. Etwas fad ist auch die leichte Überzeichnung einiger Nebencharakter, die auch schon in »Heaven’s Devils« zu finden war. Der geheimnisvolle Auftraggeber des Kopfgeldjägers wirkt etwas wie ein aufgebackenes Brötchen, dessen Rolle bestenfalls als zweckmäßig zu bezeichnen ist, aber leider ausgelassen wird, wie er überhaupt nach Tarsonis kam.

Ebenfalls wie schon in »Heaven’s Devils« gibt es auch in dem Nachfolger-Buch »Teufelskerle« zum Ende hin unnötige Enttäuschungen. Obwohl Tychus Findlay neben Jim Raynor der Hauptcharakter zu sein scheint, werden keinerlei Details zu seiner Vorgeschichte beleuchtet. Von welchem Planeten er ursprünglich stammt oder warum er in das konföderierte Militär eingetreten ist. Dadurch haftet seiner Bedeutung und seinen Intentionen als Charakter auch weiterhin etwas Undurchschaubares an, das von etlichen StarCraft-Fans völlig zu Unrecht als plump und hohl empfunden wird.

Zum Glück ist dem Buch zugute zu halten, dass diese gezielte Ausblendung seiner Vergangenheit wohl auch Mittel zum Zweck ist, da Tychus am Ende des Buches entgegen seiner sonstigen Denk- und Handlungsweise mit einer unerwarteten Wendung überrascht, die eben den richtigen Einblick in sein wahres Wesen gibt. Unerfreulicherweise ist an dieses dramatische Finale das gleiche Problem wie bei »Heaven’s Devils« gekoppelt: Erneut ein ziemlich abruptes Ende, das unwillkürlich deplatziert wirkt. Man gewinnt fast den Eindruck, dass ein Kapitel unterschlagen worden ist. Immerhin bleibt das Buch in der deutschen Fassung diesmal tatsächlich verschont von krassen Fehlübersetzungen seitens Timothy Stahl.

Fazit

»Heaven’s Devils« und »Teufelskerle« gehören zusammen, ironischerweise nicht zuletzt durch die nahezu gleichen Abzüge in der B-Note, die beide Bücher gemein haben. Zwar hätte man ohne weiteres ein zusätzliches Kapitel an das letzte dranhängen können, indem zumindest die Reaktion der Konföderation zu Raynors Amt auf Mar Sara noch etwas näher hätte beleuchtet werden können und der Gerichtsprozess von Tychus Findlay in Szene gesetzt wird, aber auch so ist die in der Terranerkampagne von StarCraft II so oft erwähnte gemeinsame Vorgeschichte von Jim Raynor und Tychus Findlay endlich offen dargelegt.

Das Buch »Teufelskerle« schließt in seinem Höhepunkt einen immens wichtigen Kreis, indem es erzählt, wie Raynor zum Marshal auf Mar Sara wurde. Dadurch wird auch unterstrichen, dass die beiden Werke »Heaven’s Devils« und »Teufelskerle« in erster Linie aus der Sicht des zentralen Helden aus StarCraft II: Wings of Liberty wiedergegeben sind: Jim Raynor. Allein das liefert für StarCraft-Fans verständlicherweise schon genug Gründe, um bedenkenlos zuzugreifen.

Buch-Information

Titel:StarCraft II: Teufelskerle
Autor:Christie Golden
Übersetzer:Timothy Stahl
Umfang:301 Seiten
Erscheinungsdatum:Juni 2011
ISBN:978-3-8332-2231-3
Preis:16,95 €
Link: (Panini-Shop)StarCraft II: Teufelskerle

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