Band 2 – Die Dämonenseele

Vorwort

2004 war ein großartiges Jahr für Story-Fans und Leseratten von WarCraft gleichermaßen. Im November 2004 erschien „World of WarCraft“, ein Spiel, das mittlerweile im Guiness-Buch der Rekorde steht. Passend dazu läutete die Buch-Trilogie „Krieg der Ahnen“ ganze 8 Monate zuvor den neuen Abschnitt im sich gewaltig erweiternden Story-Universum von WarCraft ein. Im März 2004 erschien der erste Band „Die Quelle der Ewigkeit“. Und im Oktober 2004, also 7 Monate später und ein Monat vor der Ankunft von „World of WarCraft“, veröffentlichte der Autor Richard A. Knaak bereits das zweite Buch seiner Trilogie namens „Die Dämonenseele“. Man bedenke, dass Knaak zu diesem Zeitpunkt an mehreren Romanen schrieb.

Doch dieser fordernde Umstand war für diesen außergewöhnlichen Schriftsteller glücklicherweise kein Problem. Als das zweite Buch der Trilogie erschien, war Knaak schließlich schon lange im Geschäft. Seit 1986 verfasste der vielseitige Autor Romane und Kurzromane. Vor allem für die Dragonlance-Reihe steuerte Knaak mehrere geschriebene Werke bei.

Auf der Titelseite der Fortsetzung zur Trilogie „Krieg der Ahnen“ ist diesmal die Nachtelfen-Priesterin Tyrande Whisperwind (großes Porträt) abgebildet. Direkt unterhalb ihres Konterfeis ist in kriegerischer Pose der Orc Broxigar (kleines Porträt) zu sehen. Zudem präsentiert sich die Seitenanzahl mit 361 ein klein wenig schlanker als das erste Buch.

Inhalt

Nur wenige Tage sind vergangen, seit sich die dramatischen Ereignisse in einem der höchsten Türme von Königin Azsharas Palast abgespielt haben. Malfurion Stormrage war es unter größter Not gelungen den verschlagenen Lord Xavius zu besiegen und den Portalzauber zu unterbrechen, der Sargeras nach Azeroth bringen soll. Von der ätherischen Traumwelt des Smaragdgrünen Traums aus, kämpfte Malfurion erbittert mit Xavius und erlitt dabei fast eine vernichtende Niederlage. Erst im allerletzten Augenblick erhielt Malfurion telepathische Unterstützung von Krasus, dessen jüngeren Ich Korialstrasz, Tyrande, sogar Broxigar und schließlich Cenarius selbst.

Der Smaragdgrüne Traum ist eine ätherische Traumwelt, die Malfurion als angehende Druide zu betreten gelernt hat. Sein Geist attackierte den verschlagenen Lord-Berater Xavius von dieser Sphäre aus, obwohl Xavius aufgrund seiner magischen Augen imstande war Malfurion selbst in Geistform zu trotzen.

Xavius unterlag schlussendlich durch die geballte mentale Macht seiner Gegner. Sein Körper zerfiel unter der brodelnden Wut der Elemente, löste sich unter furchtbaren Qualen förmlich auf. Cenarius‘ Geist rettete Malfurions Seele bei der dadurch frei gesetzten Energiewelle, die das obere Viertel des Turmes komplett zerstörte.

Doch schon nach kurzer Zeit ließen erneut funkelnde Lichter in allen Farben die zunehmende Dunkelheit um den Palast herum immer wieder gespenstisch aufblitzen: Denn die (geschwächten) nachtelfischen Zauberer der Hochwohlgeborenen versuchten ihren schrecklichen Portalzauber fortzusetzen, während die Invasion der Brennenden Legion fortschritt. Die blutrünstigen Dämonen-Truppen verwandelten das Land Kalimdor in kurzer Zeit in ein Schlachthaus von unvorstellbarer Brutalität.

Der befehlshabende Grubenlord Mannoroth überwachte derweil auf der implodierten Turmspitze den Portalzauber, wohlwissend, dass mit der Vernichtung von Xavius und dem beinahe erfolgten Kollaps des Portals seine Aufgabe fast fehlgeschlagen wäre. Als eine donnernde Stimme aus dem Portal drang und mit einer Todeskälte zischte, dass Mannoroths stockendes Vorankommen „IHN“ (Sargeras) enttäuscht habe, wurde der Grubenlord sichtlich nervös. Die Stimme gehörte der rechten Hand von Sargeras selbst, dem teuflischen Eredar-Lord Archimonde.

Archimonde, der sogleich seine gewaltige Macht nutzte, um das noch immer instabile Portal wieder zu stärken, kündigte nach der Maßregelung von Mannoroth plötzlich sein persönliches Einschreiten an und trat kurz darauf selbst hindurch. Während die Anwesenden um das Portal herum voller Ehrfurcht auf den Knien kauerten, ahnten die drei Zukunftsreisenden Krasus, Rhonin und Broxigar an einer ganz anderen Stelle in Kalimdor bereits, dass eben auch der furchtbare Archimonde vielleicht schon bald auftauchen würde. Vielleicht sogar schon eingetroffen ist…

Der Eredar Archimonde, der Entweiher, ist ein Dämonenlord mit grenzenloser Hexenmeister-Macht. Als rechte Hand des Titanen Sargeras, dem Anführer der Brennenden Legion, vervielfacht sein Auftauchen die ohnehin schon kampfstarken Legionstruppen ins Unermessliche.
Der brutale Grubenlord Mannoroth steht in der Hierarchie der Legion zwar unter Archimonde, dennoch ist dieser gewaltige Dämon voller Hinterlist, Tücke und brachialer Stärke. Als er den Orc-Krieger Broxigar entdeckt, wird er das erste Mal auf dessen Rasse aufmerksam.

Schließlich kannten die drei Helden den schrecklichen Eredar-Lord aus ihrer eigenen Zukunft: Archimonde hatte fast ganz Azeroth ausgelöscht im Höhepunkt des dritten Kriegs bei der zweiten Invasion der Brennenden Legion. Die Nachtelfen opferten im letzten Moment den Weltenbaum Nordrassil und gaben damit ihre Unsterblichkeit auf, um Archimonde eine Falle zu stellen und ihn zu vernichten. Nun könnten sich die in der Vergangenheit gestrandeten Helden dem machtvollen Albtraum von einem Dämonen-Hexenmeister jedoch erneut gegenüber sehen.

Nach wie vor in dem Dilemma, dass die Helden niemanden die ganze Wahrheit über ihre Herkunft mitteilen durften, um die Zeitlinie nicht völlig im Chaos versinken zu lassen, versuchten Krasus, Rhonin und Broxigar stattdessen mit indirekten Hinweisen ihr Umfeld zu warnen. Die drei Helden aus der Zukunft, allen dreien voran Krasus, bemühten sich den Nachtelfen zu vermitteln, dass sie in der Vergangenheit schon einmal gegen die dämonische Brennende Legion gekämpft hatten und somit deren Vorgehensweise kannten.

Die Helden bemerkten jedoch schnell, dass die kleine Notlüge mit dem Quäntchen Wahrheit kaum einen Unterschied machte: Ihre Ratschläge blieben weitestgehend ungehört und die Nachtelfen unter Kur’Thalos Ravencrest, beflügelt durch den ersten Triumph im Kampf gegen diesen neuartigen Feind, planten bereits militärische Vergeltungsschläge gegen die Dämoneninvasion. Besonders Krasus befürchtete, dass die Nachtelfen gerade dabei waren blind ins offene Messer zu laufen.

Königin Azshara wird von ihrem Volk frenetisch verehrt, aber nur wenige wissen, wie schlimm es um ihre Verblendung und ihren Größenwahn bestellt ist. Sie billigt das Abschlachten ihres Volkes, sowie das Ausradieren „niederer Völker“, nur um ihr irrsinniges Verlangen nach noch mehr Macht zu stillen. Sie sieht sich als künftige Gemahlin eines Gottes und ahnt nicht, dass der Preis dafür jenseits allen vorstellbaren Grauens liegt.

Zu allem Übel glaubten die Nachtelfen auch weiterhin ungebrochen an die Unschuld ihrer geliebten Königin Azshara. Diese hatte inzwischen in ihrem Palast den getöteten Xavius mit dem stoischen Hauptmann Varo’then ersetzt, um als Bindeglied zwischen der Legion und den Hochgeborenen zu fungieren. Keiner der Nachtelfen außerhalb des Palastes ahnte, dass weder Königin Azshara noch die Hochgeborenen oder die Palastwachen einen Finger rührten, als die Dämonen ihre Invasion begannen und das Volk der Nachtelfen abschlachteten.

Vielmehr waren Ravencrests Truppen überzeugt, dass ihre geliebte Königin eine Gefangene sei, die es zu befreien galt. Lediglich ihr Hauptmann Kur’Thalos Ravencrest zeigte sich bei Besprechungen eher grüblerisch über die offenkundige Passivität der Königin und ihrem Gefolge. Malfurion, der als Einziger über Azsharas kaltherzige Billigung Bescheid wusste, da er in Geistform beim Angriff auf Lord Xavius die Machenschaften im Palast sah, hatte längst begriffen, dass er diese schreckliche Wahrheit auf keinen Fall seinem Volk mitteilen konnte, da sonst die Moral wie Glas zerbrechen würde. Die Nachtelfen bereiteten somit den Angriff und die Rückeroberung von Zin’Azshari vor und setzten sich in Marsch.


Unterdessen nahmen in einer geheimen riesigen Höhle weitere grauenhafte Dinge ihren unaufhaltsamen Lauf, denn der schwarze Drache Neltharion fiel dem dunklen Einfluss in seinem Geist immer mehr zum Opfer. Flüsternde Stimmen hämmerten in seinem Kopf und redeten ihm den angeblichen Verrat durch seine Brüder und Schwestern vom Drachenvolk ein.

Neltharion hatte einen Eredar-Zauberer niederen Ranges in Gefangenschaft und probierte ein magisches Artefakt an dem gefangenen Dämon aus. Der Gegenstand, eine kleine goldene Scheibe, zersetzte den Dämon unter horrenden Qualen in seine Einzelteile. Dafür sprach Neltharion eine Zauberformel in uralter Sprache aus, die noch älter als sein eigenes Volk war.

Das Wissen darüber stammte natürlich von den Stimmen in seinem Geist, die ihn dazu anleiteten. Als der Zauber vollendet war und der schwarze Levithian höchst zufrieden das Ausmaß der völligen Vernichtung betrachtete, nahm plötzlich die rote Drachenkönigin Alextrasza mit ihrem Bruder Neltharion auf telepathischen Wege Kontakt auf. Sie bat ihn an einem großen Treffen der Drachenaspekte teilzunehmen, um zu entscheiden, was gegen die dämonische Invasion zu tun ist.

Von Verfolgungswahn und Besessenheit getrieben verfolgt der Erdwächter Neltharion seinen finsteren Plan die Drachenseele zu vervollständigen. Niemand ahnt indessen, dass er schon lange der perversen Macht des Alten Gottes N’Zoth zum Opfer gefallen ist und dieser den schwarzen Drachen in den Wahnsinn treibt.

In der Befürchtung, dass Alextrasza etwas bemerken könnte, versicherte Neltharion ihr rasch, dass er schon bald zu dem gewünschten Treffen erscheinen würde und Alextrasza, die nichts von dem schrecklichen Geheimnis ihres Bruders bemerkte, löste die telepathische Verbindung wieder. Die Stimmen in Neltharions Kopf, die abrupt geschwiegen und sich geschickt verborgen gehalten hatten, flüsterten dem schwarzen Aspekt anschließend zu, dass er sich genau richtig verhalten habe und er niemand mehr trauen darf.

Als wenig später, wie von der Lebensbinderin Alextrasza gewünscht, sich die Drachen miteinander trafen, offenbarte Neltharion den anderen Aspekten seinen angeblichen Plan. Er präsentierte ihnen die besagte goldene Scheibe, die er Drachenseele nannte. Laut dem Erdwächter sollte dieses Artefakt der Schlüssel sein, um der dämonischen Invasion trotzen zu können. Es sollten lediglich alle anwesenden Drachen ein Teil ihrer Essenz in die Drachenseele abgeben, um sie ins Unermessliche zu stärken.

Obwohl Ysera und Korialstrasz skeptisch waren, wurde das Ritual durchgeführt. Zumal Malygos, der blaue Drachenaspekt und Meister der Magie, seinem Bruder Neltharion blind vertraute und auch Alextrasza als Beschützerin allen Lebens diese notwendige Maßnahme guthieß. Lediglich Korialstrasz registrierte bei dem schwarzen Drachenaspekt Neltharion eine ungewöhnliche Ungeduld, doch im Glauben, dass der Erdwächter dies für das Wohl der gesamten Schöpfung tun würde, gab schließlich auch der rote Levithian nach.

Die Drachenseele, die von dem schwarzen Drachenaspekt Neltharion erschaffen wurde, ist ein Talisman angefüllt mit den Essenzen der Drachenaspekte sowie dämonischer Kreaturen. Sie kann nicht zerstört werden, außer von Neltharion selbst, da dessen Blut ein Teil des Artefakts ist.

Die Drachen, die darauf vertrauten, dass Neltharions Absichten seiner Rasse dienlich sein würden, ahnten kaum den wahren Zweck der Drachenseele: Das Artefakt war nämlich fortan auch in der Lage Drachen zu versklaven oder sogar vollkommen zu vernichten. Zudem zeigte sich wenig später im geheimen Unterschlupf von Neltharion, dass sie praktisch unzerstörbar geworden war – und doch eine Schwachstelle hatte! Gespeist mit den Essenzen von Drachen, Dämonen und zahllosen anderen Wesen konnte ihr nur noch der schwarze Drache selbst Schaden zufügen.

Dies fand Neltharion eher zufällig durch ein Missgeschick heraus, als er nach dem Treffen mit den Aspekten in seinen geheimen Unterschlupf zurückgekehrt war. Begierig darauf, die neue Macht anzuzapfen, über welche die Drachenseele nach der Absorbierung der Drachenessenzen nun verfügte, wurde Neltharions Höhle dabei so stark erschüttert, dass herunterfallendes Geröll den Erdwächter am Kiefer schwer verletzte und die Drachenseele einen Riss bekam. Voller Panik, dass er selbst seinen großen Plan gefährdet hatte, suchte Neltharion sofort seine unterirdische Schmiede auf, welche half die Drachenseele zu erschaffen.

Diese Schmiede wurde von Goblins betrieben, brillante und durchtriebene Geschöpfe, deren Chefingenieur Meklo dem schwarzen Drachen erklärte, warum die vermeintlich unzerstörbare Scheibe einen Riss bekam. Die Dämonenseele enthielt Neltharions Blut, daher war er der Einzige, der ihr schaden oder sie auch völlig zerstören konnte. Neltharion befahl das Artefakt sofort zu reparieren, was Meklo mit Freuden in Auftrag gab. Seine eigene davongetragene Verletzung registrierte der schwarze Drache kaum, so sehr war er von Besessenheit und Wahnverhalten gefangen.


Derweil geriet die Nachtelfen-Streitmacht auf dem Weg nach Zin-Azshari in einen arglistigen Hinterhalt. Die Brennende Legion, die ihren Feinden vorgaukelte, dass in den Ländereien der Nachtelfen lediglich unorganisierte Truppenverbände der Dämonen unterwegs sind, schlug plötzlich schnell und erbarmungslos aus dem Himmel zu. Hinter diesem strategischen Schachzug steckte natürlich niemand anderes als der Eredar-Lord Archimonde, der die Legion nun anführte. Bei diesem erneut ausgebrochenen Schlachtenverlauf gelang es zwar Hakkar den Hundemeister zu töten, aber dies war nur ein geringer Erfolg.

Die berüchtigten Höllenbestien sind wie Kanonenkugeln und Meteore in einem Stück. Sie verbrennen alles mit dämonischem Feuer, sogar den Himmel, aus dem sie bevorzugt auf ihre Feinde herunterstürzen.

Denn die Brennende Legion setzte bei diesem Überraschungsangriff auch erstmals ihre Höllenbestien ein, steinerne Kolosse durchzogen von dämonischer Macht. Diese riesenhaften Monster, die berüchtigt dafür sind wie Kometen in den feindlichen Reihen zu landen, nur um sich dann aus dem Einschlagskrater zu erheben und über Feinde sowie Opfer gleichermaßen herzufallen, vervielfachten das ohnehin schon gewaltige Zerstörungspotential der Legion enorm. Nur die vereinte Zaubermacht von Krasus, Rhonin und Malfurion zwang die Dämonen zum Rückzug, aber Archimonde war nun auf die Helden aufmerksam geworden.

Sich darüber bewusst, dass Archimondes Auftauchen alles veränderte, beschloss Krasus, entgegen dem Willen der Nachtelfen, nach mehr Verbündeten zu suchen. Denn auf sich allein gestellt würden die Nachtelfen kaum Chancen haben. Krasus konnte zumindest Malfurion überzeugen, der sich auf die Suche nach seinem Meister Cenarius machte, während Krasus hingegen die Drachen um Hilfe bitten wollte. Den Vorschlag auch die Tauren und Zwerge um Unterstützung zu bitten, schmetterten die dekadenten Nachtelfen jedoch hochmütig ab, da sie diese als „niedere“ Völker betrachteten.

Der einstige Berater Lord Xavius, den Malfurion am Ende von Band 1 unter größter Anstrengung vernichtet hatte, wurde von Sargeras höchstselbst wiederbelebt. Als erster Satyr überhaupt ist Xavius nun eine Kreatur der Legion, noch machtvoller und verdorbener als jemals zuvor.

Der Erz-Dämon Archimonde war allerdings nicht allein durch das Portal nach Azeroth gekommen: in seinem Schlepptau befand sich der totgeglaubte Xavius. Als ein Beispiel der absoluten Macht von kosmischen Ausmaßen, fing sein Gebieter Sargeras die gepeinigte Seele des getöteten Beraters von Königin Azshara auf und transformierte diese in einen neuen verstörenden Körper. Xavius, der nun fortan ein Satyr war, der Erste seiner Art, betrachtete diese Wiedergeburt als ein Segen des Gottes, dem er zu Lebzeiten so eifrig zu Diensten sein wollte.

Und Xavius schien ein Auftrag zu haben: Fortan in den Schatten lauernd hauchte die groteske Kreatur allen Wesen, die willig waren zuzuhören, verlockende Versprechen von endloser Macht ein. Der erste Nachtelf, der Xavius‘ Preis zahlte, war der Hochwohlgeborene Pero’tharn. Xavius tötete ihn und verwandelte Pero’tharn ebenfalls in einen Satyr. Und Xavius ließ weitere Hochwohlgeborene verschwinden, die bald als Satyrn zurückkehrten. Schließlich wurde er auf den außergewöhnlichen Illidan aufmerksam, der erst kurz zuvor von Tyrande abgewiesen wurde (sie hatte sich im Herzen bereits für Malfurion entschieden) und somit für verderbliche Gedanken besonders empfänglich war.

Illidan befand sich unter den Nachtelfen-Streitkräften seines Herren Kur’Thalos Ravencrest, welche die sich zurückziehenden Dämonen der Legionstruppen verfolgten. Als sie schließlich in der zerstörten Stadt Suramar eintrafen, bekam es Broxigar mit Schreckenslords zu tun, die damit begannen tote Nachtelfen in wankende Untote zu verwandeln. Erneut half nur Rhonins Zaubermacht diesem Treiben ein Ende zu setzen, aber Rhonin fiel auf, dass Illidan begann extremer und rücksichtsloser zu werden.

Krasus und Malfurion hingegen, die beide hoch am Himmel auf Hippogryphen unterwegs waren, fanden indes heraus, dass Neltharion ihnen den Weg zu den Drachen auf magische Weise versperrt hatte. Als sogar Neltharions schwarze Drachen die Helden auf ihren Hippogryphen attackierten und es zum furchtbaren Kampf kam, die Helden und ihre Reittiere landen mussten und am Boden auch noch von einem riesigen Wurm, der sich mühelos durch das Erdreich graben konnte, angegriffen wurden, schien alles verloren.

Die sagenumwobene Halbgöttin Aviana, Beschützerin des Mutterbaums G’hanir und aller Vogelarten von Azeroth, rettete Krasus und Malfurion vor dem sicheren Tod, indem sie beide in ihr geheimnisvolles Reich brachte. Sie spürt die Bedrohung durch die Dämonen ebenfalls und sucht die anderen Halbgötter auf.

Doch wie durch ein Wunder fanden sich beide plötzlich im Reich der vogelhaften Halbgöttin Aviana wieder. Ähnlich dem Halbgott Cenarius, half Aviana den Helden sich von den vernichtenden Angriff des schwarzen Drachenclans zu erholen, damit sie ihre Reise fortsetzen konnten. Obwohl sie sich bedeckt hielt, was die Halbgötter gegen die dämonische Invasion zu tun gedenken, schenkte Aviana den beiden Helden zwei magische Federn, mit welchen sie für eine begrenzte Zeit fliegen und Avianas Reich wieder verlassen konnten.

Weit kamen die beiden allerdings nicht, denn Korialstrasz, Krasus paralleles Ich, wurde irgendwo in Kalimdor ebenfalls von schwarzen Drachen angegriffen und schwer verletzt, wodurch Krasus diesen Schaden eben so erlitt. Malfurion, der alles in seiner druidischen Macht stehende tat, um Krasus und Korialstrasz zu heilen, ahnte noch nicht, dass sich Ereignisse in Gang gesetzt hatten, deren Verlauf die ganze Welt erschüttern würde.

Denn die Drachenschwärme waren aufgebrochen, um sich der Legion entgegenzustellen. Nur einer unter ihnen würde nun den Anfang vom Ende einleiten und das Chaos ins Unermessliche steigern.

Was wird beim Einschreiten der Drachen geschehen? Und was treibt der verschlagene Xavius, der von Sargeras persönlich den Auftrag bekam Malfurion gefangen zu nehmen, wodurch auch Illidan und Tyrande in Gefahr sind?!

Rezension

Eine Trilogie hat die schwierige Aufgabe miteinander kohärent zu sein und nur weil die einzelnen Bände in einem Zeitraum von zwei Jahren geschrieben worden sind, muss das noch lange nicht heißen, dass die Qualität von gleichbleibenden Niveau ist. Glücklicherweise ist das aber zumindest bei dem zweiten Band der Trilogie „Krieg der Ahnen“ der Fall. Das erste und zweite Buch haben somit „geliefert“, der dritte Teil hat dadurch später große Schuhe auszufüllen.

Bei solch einem Großprojekt entstehen zwangsläufig auch Reibungspunkte. Zuweilen drängt sich ein wenig das Gefühl auf, dass die Schauplätze, Charakter und Ereignisse immer weiter zunehmen und der Autor Richard A. Knaak seine liebe Mühe hat all die Fäden beisammen zu halten. Auch wenn die Trilogie ganz klar auf ihre sechs Haupthelden zugeschnitten ist, die Riege an Protagonisten wird speziell im zweiten Buch noch einmal ordentlich aufgebohrt.

Da bleibt logischerweise dann auch einiges auf der Strecke, schließlich kann nicht jeder neue (Neben-)Charakter sogleich mit einer detaillierten Entwicklungskurve versehen werden. Könnte man diese fehlende Charakterentwicklung als negativen Aspekt bewerten, muss man dennoch auf der Hut sein: Hinter dieser Trilogie steht das Universum von Warcraft und das braucht sich, wie in der Rezension zum ersten Buch bereits erwähnt, nicht noch langatmig selbst zu erklären.

Es gibt genügend Material abseits des Romans, um mehr über die Charaktere im Buch zu erfahren, ihre Eigenheiten sowie Entwicklungen nachzuvollziehen. Das ist ein Punkt, der auf manche Leser verwirrend wirken kann: Die Trilogie „Krieg der Ahnen“, sowie andere Bücher zu Starcraft, Warcraft und Diablo, konzentrieren sich nun mal meist immer auf die Erzählung der eigenen Geschichte, was auch oftmals eine Erweiterung des großen Ganzen ist.

Die Vorgaben von Blizzard Entertainment an die beauftragen Autoren ihrer Bücher sind somit auch immer eine gewisse Fessel, derer verständlicherweise auch Richard A. Knaak unterliegt. Sein großartiger Schreibstil lässt aber auch im zweiten Buch den Lesefluss wieder geschmeidig dahinfließen. Einschnitte im gesamten Spannungsbogen gibt es quasi kaum und das trotz der sich stark entfaltenden Anzahl an Ereignissen.

Entscheidend ist am Ende aber dann doch, dass man sich beim Lesen der Trilogie immer vor Augen halten muss: „Krieg der Ahnen“ erzählt in erster Linie einen immens wichtigen Abschnitt der Vorgeschichte von Warcraft, nämlich die Teilung der Kontinente und wie es dazu kam. Diese Aufschlüsselung ist in den Händen von Richard A. Knaak bestens aufgehoben, das beweist er mit dem zweiten Buch erneut auf eindrucksvolle Weise.

Ein großer negativer Punkt ist erneut die Lokalisierung: Fiel schon das erste Buch mit fehlerhaften Satzbauten und vermeidbaren Schreibfehlern unangenehm auf, schlägt auch der zweite Roman in diese peinliche Kerbe. Der verwunderte Leser mag sich die Augen reiben, wenn aus den nur wenige Wörter zuvor noch völlig richtig geschriebenen Namen plötzlich wieder Tippfehler der lachhaftesten Sorte entstehen.

Neltharion heißt diesmal bei den deutschen Übersetzern stellenweise „Neltherion“, Kur’Thalos wird (im selben Satz!) plötzlich „Kurtulus“, oder später Kurtalos, geschrieben. Desdel Stareye wird mehrfach hintereinander „Destel“ genannt, als hätte die Lektoren mal eben 20 Sekunden woanders hingeschaut, als auf den zu korrigierenden Text. Shandris (Feathermoon) betitelt man einen Abschnitt lang „Shandria“ – es ist vollkommen unverständlich, wie es derartig geschossene Böcke durch das Lektorat insgesamt geschafft haben. Da muss man wohl schon dankbar sein, dass es die wirklich schwierigen Namen (wie z.B. Korialstrasz, Alexastrasza) tatsächlich heil durch die Übersetzung geschafft haben.

Abzüge in der B-Note gibt es aber auch in anderen Sektionen, denn es wurden wieder Namen von einigen Kreaturen falsch übersetzt. Bekommt der unwissende Leser dabei bereits ein mulmiges Gefühl, schließt der wissende Leser nur noch die Augen, senkt den Kopf und hält sich aus Scham die Hand vors Gesicht. Aus dem Wort „Hippogryph“ machten die Übersetzer das Wort „Hippogriff“, was nicht nur in der Aussprache schon völlig unterschiedlich klingt.

Wie schon andere berüchtigte (stählerne) Übersetzer, war es scheinbar auch hier wieder nicht möglich die richtige Bezeichnung via Suchmaschine zu ermitteln. Noch nie wurden Hippogryphen in WarCraft sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Lokalisierung als „Hippogriffs“ bezeichnet. Der absolute Gau ist dann noch die Wortschöpfung „Gryphoon“ (dt: Greif, engl: Gryphon oder Griffon), ein Wort, das im Genre Fantasy noch nicht mal existiert.

Fazit

Trotz der erneuten, absolut ärgerlichen Defizite der deutschsprachigen Übersetzungsabteilung hält auch das zweite Buch der Trilogie „Krieg der Ahnen“, dank seines Schriftstellers Richard A. Knaak, das Level weiter hoch. Auch wenn der Autor zuweilen gut zu tun hat, die ganzen Schauplätze unterzubekommen, er sorgt immer dafür, dass das Schiff dramaturgisch auf Kurs bleibt. Charakter individuell auszuarbeiten war dabei niemals seine Aufgabe, sondern die erste Invasion der Brennenden Legion in Azeroth zu erzählen und das macht der erfahrene Autor erneut auf großartige Weise. Der Roman kann somit wärmstens empfohlen werden und das nicht nur für Warcraft-Fans.

Buch-Information

Titel:Krieg der Ahnen: Band 2 – Die Dämonenseele
Autor:Richard A. Knaak
Übersetzer:Claudia Kern
Umfang:361
Erscheinungsdatum:2004
ISBN:9783833235351
Preis:14,99 €
Link: (Panini-Shop)Band 2 – Die Dämonenseele

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