Vor den Toren von Ahn’Qiraj

Inhalt

Während die sengende Sonne auch an diesem Tage die staubtrockene Wüste von Silithus wieder zu einem drückenden Glutofen werden ließ, haben sich die kampfbereiten Armeen sterblicher Völker vor den Toren von Ahn’Qiraj versammelt. Ahn’Qiraj, die Hauptstadt der Qiraji, ein insektenartiges Volk, das auch unter dem Namen Silithiden bekannt ist, steht kurz davor mit dem erneuerten Szepter der Sandstürme wieder geöffnet zu werden.

Die Qiraji scheinen hinter der Silithiden-Invasion zu stehen. Oder etwa doch nicht? Wenn nicht, wer oder WAS kontrolliert die endlosen Schwärme in Silithus? Die Wahrheit könnte nicht schrecklicher sein…

Denn Ahn’Qiraj wurde in höchster Not versiegelt, vor tausenden von Jahren. Die nachtelfische Kommandantin Shiromar, welche sich ebenfalls unter den Streitkräften vor den Toren befand, ist eine der wenigen, die damals, vor so langer Zeit, mit vor Ort gewesen war. Und in einem kurzen Augenblick erinnerte sie sich zurück, an all das Leid, die Qual, den Schmerz, den Verlust, die beinahe erfolgte Niederlage gegen einen Feind, dessen Reihen niemals zu versiegen scheinen.

Die genaue Herkunft der Qiraji war unbekannt. Die Silithiden schienen geheimnisvolle Ursprünge zu besitzen, aus einer Zeit, als Azeroth noch jung war und von den Titanen geformt worden ist. Kaum ein lebendes Wesen hätte sich in seinen schlimmsten Albträumen vorstellen können, welch grausige Wahrheit tatsächlich hinter dem Geheimnis der Silithiden lauerte.

Schon damals, bei der ersten Invasion der Silithiden, begannen sich die Insekten in der südwestlichen Wüste von Kalimdor auszubreiten. Ihre endlos verzweigten Bruthöhlen, tief eingegraben im Sand, durchzogen von messerscharfen Tentakeln und anderen organischen Gebilden, tauchten an immer mehr Orten in der Wüste auf, weswegen sie irgendwann den Namen Silithus bekam.

Als die ersten Brutnester auch weiter nördlich in der Wüste entdeckt worden waren, beschlossen die Nachtelfen, die sich nach dem Ende des Krieg der Ahnen vor vielen tausend Jahren zu den Beschützern des Landes entwickelt hatten, gegen die unheimliche Invasion vorzugehen. Ihr militärischer Vorstoß entpuppte sich jedoch nach kurzer Zeit als Desaster, denn die Silithiden waren zahlenmäßig immer überlegen.

Ihr Strom an Streitkräften brach einfach niemals ab. Die Nachtelfen konnten zwar bis in die Wüste von Silithus vordringen, dort wurden sie von den Insekten jedoch immer weiter dezimiert und zurück gedrängt. Shiromar erinnerte sich, wie ihr Hauptmann, Fandral Hirschhaupt, dessen Sohn Valstann ebenfalls als Leutnant unter seinem Vater diente, das wohl schlimmste Trauma durchleben musste, das einem Vater widerfahren konnte.

Die Silithiden werden von den käferartigen Qiraji im Kampf gesteuert. Die großen Anubisath-Kreaturen hingegen werden von Kristallformationen rund um den Eingangsbereich beschworen.

Ein besonders großer Qiraji namens Rajaxx, der den endlosen Silithiden-Schwärmen Kommandos zu geben schien, schaffte es Valstann, den Sohn von Kommandant Fandral Hirschhaupt, in die Klauen zu bekommen. Vor den Augen seines Vaters und aller Nachtelfen, die Valstann kannten, zerriss der Qiraji den jungen Nachtelf in zwei Hälften, was Fandral vor Entsetzen zuerst lähmte und dann zu blindwütigen Hass anstachelte. Doch es war zwecklos, der endlose Strom an Silithiden drängte die Nachtelfen immer weiter zurück.

Vor dem Beginn des Feldzugs gegen die Insekten hatte Fandral die bronzenen Drachen in den naheliegenden Höhlen der Zeit um Unterstützung gebeten. Die Bronzedrachen, die Zeitwächter, lehnten jedoch ab, da sie es vermieden sich in die Angelegenheiten sterblicher Wesen einzumischen. Dadurch mussten sich die Nachtelfen aus der Wüste zurückziehen und flohen in den Krater von Un’Goro, ein Ort, an welchen die Silithiden ihnen merkwürdigerweise nicht folgten.

Als auch die östliche Wüste von Tanaris dem invasiven Treiben der Silithiden anheim fiel und sogar die Höhlen der Zeit von den Insekten angegriffen wurde, änderten die Bronzedrachen ihre Meinung schließlich. Sie schlossen sich dem immer aussichtsloser werdenden Kampf gegen den übermächtigen Feind an. Die Drachen riefen sogar ihre Vettern von den anderen Clans, die grünen, die roten und die blauen Drachen kamen ebenfalls hinzu, um dieser Bedrohung wieder Herr zu werden.

Mithilfe der Drachen konnten die vereinten Streitkräfte die Silithiden bis tief in die inzwischen völlig infizierte Wüste von Silithus zurückdrängen, bis hin zu einer bizarren Stadt, die der Unterschlupf der Silithiden zu sein schien und daher den Namen Ahn’Qiraj bekam. Bei der Belagerung von Ahn’Qiraj machten die Drachen beim Überfliegen der Stadt eine grausige Entdeckung. Etwas im Zentrum der Stadt, ein uraltes und bösartiges Wesen, schien für den invasiven Strom der Silithiden verantwortlich zu sein.

Doch diese Entdeckung blieb flüchtig, den die Schlacht tobte mit ungeahnter Stärke immer weiter. Die Silithiden waren an ihrem Ballungspunkt am stärksten und hielten die Feinde ihrer Rasse problemlos in Schach. Durch diese Zermürbungstaktik begannen die vereinten Streitkräfte der Nachtelfen und Drachen schließlich erneut ins Hintertreffen zu geraten, was sie zu einem letzten verzweifelten Plan führte.

Sie beschlossen die Stadt der Silithiden namens Ahn’Qiraj mit Magie zu versiegeln. Die Bronzedrachen, allen voran Anachronos, webten ein Geflecht aus Magie, das die Silithiden in ihrer Stadt einkerkerte. Dieser Schritt brachte den Sieg, auch wenn die Verluste auf allen Seiten furchtbar hoch waren. Viele Drachen ließen ihr Leben, noch vielmehr Nachtelfen und natürlich auch die Silithiden, die zu Hunderttausenden gefallen waren.

Die Bronzedrachen schufen zu der Barriere einen großen Gong und ein Szepter. Das Szepter der Sandstürme sollte gegen den Gong geschlagen werden, was die magische Barriere aufheben würde. Als Anachronos das Szepter dem verbitterten Fandral übergab, warf dieser das Szepter weg und es zerbrach. Fandral, der ein gebrochener Mann war, wollte damit sicherstellen, dass niemals wieder dieser unheilige Ort geöffnet werden kann. Shiromar erlebte all diese Ereignisse mit, hatte selbst den Wirbelsturm nur knapp überlebt.

Der Gong und das *Szepter der Sandherrschaft* öffnen die Tore von Ahn’Qiraj, woraufhin sich endlose Ströme an Silithiden auf ihre Feinde ergießen…

Wieder in der Gegenwart, dachte Shiromar über all diese vergangenen Ereignisse nach. So viele tausend Jahre waren erneut vergangen und genauso viel hatte sich inzwischen verändert. Nun waren Völker der Trolle, Tauren, sogar Orcs und viele andere Rassen vereint, hatten sich sogar zu einer riesigen Armee zusammen geschlossen, um die Tore nach Ahn’Qirai wieder zu öffnen. Es war gelungen, das zerbrochene Szepter der Sandstürme wiederherzustellen. Und nun war es soweit…

Rezension

In den letzten 25 Jahren war es immer ein gutes Zeichen, wenn ein weiteres Werk aus der Feder von Micky Neilson erschien. So auch diese Kurzgeschichte. Sie erzählt in spannend geschriebener Form die Vorgeschichte zu der geheimnisvollen Stadt Ahn’Qiraj, mit bedeutungsschwangeren Hinweisen auf das wahre Übel, das hinter den Mauern dieser Stadt lauert. Es ist natürlich der Alte Gott C’Thun und sein insektizides Imperium.

Dabei bleibt der Autor gewohnt geradlinig und verpackt auf den vergleichsweise wenigen zur Verfügung stehenden Seiten einen dennoch ausgesprochen tragischen und unheimlichen Appetizer. Woher stammen diese furchteinflößenden Insektenschwärme und was ist der Grund für ihre Invasion? Auch wenn die Kurzgeschichte keine direkte Antwort auf diese Fragen gibt, sie reißt diese Themen aber gekonnt an und macht gehörig Hunger auf mehr.

Wer schon einmal in World of WarCraft Classic unterwegs gewesen ist, wird tief im Süden des Brachland von Kalimdor die schwärenden Insektenhügel bemerkt haben. Ein Troll in Crossroads (dt. Wegekreuz) gibt die Quest diese Anomalien zu untersuchen. Der erste Kontakt für den Spieler mit den Silithiden. Mit diesen rätselhaften Begegnungen steht diese verfasste Kurzgeschichte in perfekten Einklang.

Müßig zu erwähnen, dass „Vor den Toren von Ahn’Qirai“ freilich parallel zum Spielinhalt des betreffenden Patch 1.9.0 von World of WarCraft erschienen ist. Besagter Spielinhalt war einer der ersten drei Schlachtzüge des Spiels, die Stadt Ahn’Qiraj. Somit sind Kernelemente in der Kurzgeschichte natürlich auch Bestandteile im Spiel. Die Nachtelfe Shiromar, das Szepter der Sandstürme, die magische Barriere, der Gong, die Bronzedrachen, das Schicksal von Fandral, die Kreatur Rajaxx – all das gibt sich auch auf den Seiten der Kurzgeschichte die Klinke in die Hand.

Fazit

Für das bessere Verständnis rund um den sich in ganze Phasen gliedernden Schlachtzug von Ahn’Qirai ist die dazugehörige Kurzgeschichte somit ein sehr gutes Stück niedergeschriebene Storyline. Vieles wird sehr viel klarer und bekommt urplötzlich ein ganz anderes Gesicht, wenn nach dem Lesen dieser Kurzgeschichte deutlich wird, wie lange die schleichende Bedrohung durch die Silithiden schon in der Erdkruste von Azeroth gärt. Lesen empfohlen!

Vor den Toren von Ahn’Qirai

  • Autor: Mickey Neilson
  • Originaltitel: War of the shifting sands
  • Erscheinungsjahr: 2005

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